Vom ersten Besuch im Jahr 2017 zur lebendigen Klinikpartnerschaft

sheptytsky-collage-01-900x450_435.jpg

Das um 1930 gegründete Sheptytsky Hospital in Lemberg ist die einzige kirchliche Klinik in der gesamten Ukraine. Obwohl die Gesundheitsversorgung in der Ukraine offiziell kostenlos ist, kommt normalerweise nur derjenige in den Genuss medizinische Hilfe, der den Ärzten zusätzliches Geld gibt („out of pocket“-System). Das Sheptytsky Hospital jedoch versucht, seinen Betrieb auch ohne Korruption oder Bestechung aufrecht zu erhalten.

Es untergliederte sich 2018 in folgende Abteilungen:

  • Ambulanz und diagnostische Abteilung (ca. 20 Ärzte)
  • Palliativ- und gerontopsychiatrische Abteilung mit 40 Betten
  • Ambulant aufsuchende Hilfe für palliative Fürsorge zu Hause
  • Zentrum der psychischen Gesundheit - psychologische und spirituelle Hilfe für Menschen mit posttraumatischen Syndrom (PTSD), Depressionn etc.
  • Ausleihstelle für Rehabilitationsausrüstung

Das Sheptytsky Hospital wird von Andriy Lohin, einem griechisch-katholischen Priester, geleitet, welcher seine Arbeit mit sehr großem Engagement verrichtet.

Eine erste Kontaktaufnahme mit der Evangelischen Lukas-Stiftung Altenburg erfolgte bei einem Besuch des Leiters der ukrainischen Klinik im November 2017. Bei einem Gegenbesuch im Januar 2018 konnten der stellvertretende Verwaltungsdirektor Jan Westphal und Chefarzt Dr. med. Christian Schäfer erste Eindrücke über die Arbeit, Intention und Motivation der Mitarbeiter der Lemberger Klinik gewinnen. Die Altenburger Delegation wurde auch vom Erzbischof der Ukraine empfangen, der seinerseits eine Partnerschaft zwischen den Kliniken sehr befürwortet. Anlässlich des Jahresfestes der Evangelischen Lukas-Stiftung Altenburg im Mai 2018 haben uns der Leiter und sechs Mitarbeiter des Sheptytsky Hospital erneut besucht. Bei diesem Treffen ging es im wesentlichen um die Frage, ob ausreichend Deckungsgleichheit für eine erfolgreiche Partnerschaft der beiden Kliniken gegeben ist. Es hat sich gezeigt, daß eine Zusammenarbeit zum Beispiel auf den Gebieten Pflege und Ergotherapie sowie bei den psychotherapeutischen Verfahren sehr gut möglich ist.

Im Juli 2018 hat der Verwaltungsrat der Evangelischen Lukas-Stiftung Altenburg dieser Partnerschaft zugestimmt, so dass wir im November 2018 erstmals mit einem Team unserer Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik nach Lemberg reisen konnten. Wir haben dort Fortbildungen im Bereich der Pflege, der Ergotherapie und der Schematherapie durhgeführt. Bei einem zeitgleich durchgeführten Kongress hat Chefarzt Dr. Christian Schäfer einen Vortrag über Spiritualität in der Psychotherapie gehalten. Außerdem konnten wir während des Besuchs dringend benötigte Hilfsmittel für die Pflege und für die Ergotherapie überreichen.

Im Mai 2019 war eine Delegation des Sheptytsky Hospitals unter Leitung von Andriy Lohin mit einem Infostand zu Gast auf dem Jahresfest der Evangelischen Lukas-Stiftung Altenburg und hat interessierte Besucher über die bisherige Zusammenarbeit der beiden Kliniken informiert.

Seitdem ist die Partnerschaft zwischen der Evangelischen Lukas-Stiftung Altenburg und dem Sheptytsky Spital weiter gewachsen. So konnte im Jahr 2020 ein im Klinikum Altenburger Land nicht mehr genutztes, aber nach wie vor voll funktionsfähiges Sonografiegerät ins Sheptytsky Hospital vermittelt werden (siehe Pressemitteilung vom 23. Juli 2020).

Vom 24. bis 28. Januar 2022 waren Chefarzt Dr. med. Christian Schäfer, der stellvertretende Verwaltungsdirektor Jan Westphal sowie die Musiktherapeutin Frau Wappler zu Besuch im Sheptytsky Hospital in Lemberg, den Dr. Schäfer im Mitarbeiterbrief der Evangelischen Lukas-Stiftung Altenburg wie folgt zusammengefasst hat:

2022.01-sheptytsky_spital-450x224-01_317.jpg

"Euer Besuch ist eine große Freude für uns", diesen Satz hörten wir nicht nur einmal, als wir im Januar unser Partnerkrankenhaus in Lemberg besuchten. Auch die Ukraine leidet unter Covid und den medizinischen und ökonomischen Folgen der Pandemie. Mehr noch scheint der nun seit 8 Jahren andauernde Kriegszustand auf dem Lande zu lasten. Bei unserem Aufenthalt im Krankenhaus fiel uns sofort auf, dass - bis auf die Bettenstationen - kein Bereich im Krankenhaus beheizt war! Im Hotel fiel der Strom für längere Zeit aus. Ukrainer, die Verwandte und Bekannte im Westen haben, sagten uns, dass diese für sie eine Art Lebensversicherung seien. Umso mehr wurde unser Besuch als ein Zeichen der Hoffnung für die Mitarbeiter betrachtet. Sowohl im Qualitätsmanagement, in der Vorbereitung von EU-Projekten, in der Umsetzung ergotherapeutischer Herangehensweisen und im "Teaching" von Therapeuten kamen wir große Schritte voran. Dank an alle Mitarbeiter und auch die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), ohne die dieses Projekt nicht möglich wäre.

Nur dreieinhalb Wochen nach Rückkehr unserer Delegation haben sich die schlimmsten Befürchtungen unserer ukrainischen Freunde bewahrheitet - Russland hat die Ukraine völkerrechtswidrig überfallen, das Land befindet sich seit dem 24. Februar 2022 ungewollt in einem blutigen Krieg. Die Evangelische Lukas-Stiftung Altenburg unterstützt seine Partnerklinik seit Kriegsbeginn mit Direktlieferungen von Medikamenten, medizinischem Bedarf sowie gespendeten Bau- und Einrichtungsmaterialien für zwei neue OP-Räume. Um Spenden für unsere Partnerklinik einfacher zu machen, haben wir darüber hinaus ein Konto bei der Sparkasse Altenburger Land eingerichtet. Im Namen unserer ukrainischen Partner bedanken wir uns für Ihre Unterstützung in dieser schweren Zeit!